Wild Connectec – Nachhaltig additiv fertigen mit Bambus
Wie wir am besten nachhaltig fertigen, ist schon länger ein großes Thema bei der additiven Fertigung. Großartiger wird es, wenn es möglich ist, nachhaltige Produkte auf unkomplizierte, nachvollziehbare Weise aus nachwachsenden Rohstoffen zu fertigen.
Auf der Formnext 2023 zeigen wir in einem beeindruckenden Use-Case, wie das Startup Wild Connectec aus Hannover die 3D-Scan- und Drucktechnologie effektiv nutzt und mit dem unglaublich vielseitigen Rohstoff Bambus nachhaltige Gebrauchsgegenstände entwickelt und fertigt.
Im gezeigten Fall sind es Verbindungselemente für Bambusfahrräder. Die innovative Kombination aus Material, additivem Verfahren und Konstruktion bietet höchste Passgenauigkeit, eine schnelle Produktion und Flexibilität im Design.
Interview mit Wild Connectec Gründerin Claudia Wonnemann
Bevor wir nun zur Formnext aufbrechen, haben wir Wild Connectec Gründerin Claudia Wonnemann getroffen, um im Vorfeld schon einige Fragen zum Projekt zu beantworten.
Das Interview mit Claudia hat Thomas – unser Blog-Autor aus der Marketingabteilung – geführt.
Here we go:
Thomas:
Hej Claudia, schön dich zu sehen. Wir sind angesichts deines Projektes, das wir auf der Formnext einem breiten Fachpublikum vorstellen werden, schon sehr gespannt, wie die Resonanz dort sein wird.
Was hat dich dazu bewogen, Gebrauchsgegenstände aus Bambus zu fertigen?
Claudia:
Ja, bei mir steigt die Spannung auch schon, und ich freue mich riesig, dass das mit euch auf der Formnext klappt.
Bambus ist ein vielseitiger Werkstoff mit zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten, angefangen bei Lebensmitteln und Kleidung bis hin zum Bau von Häusern, Möbeln und eben Fahrrädern. Besonders fasziniert mich die Tatsache, dass Bambus schnell nachwächst und somit ein nachhaltiger Rohstoff ist, der in einem geschlossenen Kreislauf verwendet und schließlich einfach kompostiert und somit biologisch abgebaut werden kann. Bambus weist beeindruckende Eigenschaften auf, darunter hohe Widerstandsfähigkeit und schwere Entflammbarkeit. Dank seiner Elastizität eignet er sich auch für den Bau von erdbebensicheren Gebäuden.
Thomas:
Wie und wo hast du den Umgang mit, und die Verarbeitung von Bambus gelernt?
Claudia:
Normalerweise arbeite ich in der Fakultät Maschinenbau an der Leibniz Uni in Hannover. Vor ein paar Jahren hatte ich allerdings ein Sabbatical gemacht. Während dieser Zeit war ich in Südamerika unterwegs. Dort bin ich mit Bambus als Werkstoff in Kontakt gekommen. Ich war so dermaßen Feuer und Flamme, dass ich da vor Ort gleich eine Ausbildung gemacht und dabei alles über Bambus gelernt habe.
Thomas:
Das klingt alles mega spannend. Soll es bei einem Fahrrad bleiben, sind weitere Projekte mit Bambus geplant, oder gar schon in der Umsetzung?
Claudia:
Ja, das war auch wirklich eine spannende Zeit. Das Fahrrad ist definitiv das Pilotprojekt, quasi als Initialzündung für mein Start Up Wild Connectec anzusehen. Tatsächlich steht ein geplantes Pilotprojekt in Mexiko bevor, bei dem ein Bauingenieur mit einer Firma zusammenarbeitet, um Bambusgebäude zu errichten. Dabei liegt der Schwerpunkt auf individuell anpassbaren Verbindungselementen und Systemen – generell da, wo maßgeschneiderte Verbindungen erforderlich sind.
Thomas:
Welche Teile an dem Bike sind aus Bambus gefertigt?
Claudia:
Der komplette Rahmen des Bikes besteht aus Bambus. Aktuell sind die Verbindungselemente hier an meinem Prototyp noch aus Carbon-Faser-Epoxidharz. Die Teile werden allerdings momentan neu gefertigt, worüber ich aus verschiedenen Gründen noch nicht sprechen kann.
Thomas:
Wie ist deine Vorgehensweise, und wozu benötigst du einen 3D-Scanner?
Claudia:
Der 3D Scanner ist großartig, da er es ermöglicht, den Bambusstamm präzise zu scannen und die individuellen Kurven direkt in meine CAD-Software zu übertragen. Mit parametrischem Design kann ich dort die benötigten Verbindungselemente gestalten und weiterentwickeln, ohne aufwändige manuelle Anpassungen oder Messungen durchführen zu müssen. Die Anpassung wird also durch den 3D Scanner wesentlich erleichtert. Beispielsweise kann ich den gescannten Bambusstamm direkt in mein CAD-Programm importieren und dort weiterbearbeiten. Das bedeutet einen direkten Datentransfer und die Möglichkeit zur individuellen Entwicklung von Verbindungselementen im parametrischen Design.
Thomas:
Wird auch 3D-Druck-Technologie zum Einsatz kommen, um z. Bsp. Verbinder o.ä. aus nachhaltigen, biologisch abbaubaren bzw. recycelbaren Materialien zu drucken?
Claudia:
Ja, genau darum geht es. Das gesamte Kreislaufwirtschaftskonzept soll flexibel sein. Die Verbindungselemente müssen jederzeit individuell anpassbar sein, damit das Fahrrad mitwächst.
Es ist demnach wichtig, dass sowohl der Rahmen als auch die Verbindungselemente einfach ausgetauscht bzw. erneuert werden können, um einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen zu gewährleisten. Die Idee ist, dass Fahrradteile und Verbindungen recycelbar sind und schnell nachwachsen. Hier nimmt der 3D-Druck für mein Projekt zukünftig eine tragende Rolle ein.
Thomas:
Wie gestaltet sich für dich die Zusammenarbeit mit IGO3D?
Claudia:
IGO3D ist für mich der ideale Partner. Erstens sind beide Seiten in Hannover ansässig, da sind die Wege kurz und es können schneller Entscheidungen getroffen werden. Und zweitens verfügen die Leute dort über ein überwältigend starkes Wissen. Nicht nur über den 3D-Druck bzw. Scan, sondern auch über den gesamten Entwicklungsprozess – von der ersten Idee, über Machbarkeit und Optimierung, bis zum fertigen Bauteil.
Julian und Admir haben mir unter anderem dabei geholfen, den Prüfstand – also die Vorrichtung, in der die Bambusstäbe gescannt werden – richtig aufzubauen. Am Anfang stand auch die Frage im Raum, welcher 3D-Sacnner für mein Vorhaben am besten geeignet ist. Als das geklärt war, ging es um den Umgang mit der Scan-Software.
Bei der Auswahl des passenden 3D-Druckverfahrens und letztendlich des 3D-Druckers angesichts meines nachhaltigen Kreislaufwirtschaftskonzeptes, hätte ich ohne die Unterstützung von IGO3D mit Sicherheit vor unüberwindbaren Hürden gestanden.
Thomas:
Ich muss sagen, das Fahrrad, so mit den weißen Reifen, sieht absolut großartig aus. Glückwunsch.
Hast du neben IGO3D noch weitere Hilfe für dein Startup?
Claudia:
Einige Kollegen aus der Fakultät drängen sich verständlicherweise regelrecht als Helfer auf. Das nehme ich natürlich immer gerne dankend an.
Und als Startup sehen die Finanzen vor allem am Anfang auch nicht immer rosig aus. Dafür habe ich die NBank an meiner Seite, bzw. im Rücken. Gut zu wissen, das kann ich dir sagen.
Achja, danke für das Kompliment, was das schicke Bike angeht. Als wir für Foto- und Videoaufnahmen in der Stadt unterwegs waren, hatten wir definitiv alle Blicke auf uns gerichtet.
Thomas:
Okay, dann würde ich sagen, verpacken wir das Rad mal sicher, damit wir auch auf der Formnext alle Blicke auf uns ziehen. Du wirst auch bei uns am Stand sein?
Claudia:
Ja klar, das lasse ich mir nicht entgehen. Ich freue mich schon auf die ganzen Fragen der Messebesucher.
Thomas:
Danke für das interessante Gespräch, wir sehen uns in Frankfurt.
Claudia:
Gern geschehen und bis bald.
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